Donnerstag, 27. August 2009

Angst

Angst. Fließend heiße Angst!
Es sind nur Kleinigkeiten, der Name eines nahen Verwandten, der dir nicht einfallen will, die zitternden Hände. Oder auch einfach nur die Tatsache, dass Du mich ohne deine Zähne an der Tür begrüßt.
Ich kenne dich schon mein ganzes Leben und heute wird es mir zum allerersten mal richtig bewusst. Als kleines Kind konnte ich nächtelang nicht schlafen. Einfach weil ich Angst hatte, eines Tages würden alle von mir geliebten Menschen sterben müssen. Ich habe geweint… und tue es immer wieder.
Doch inzwischen ist es nicht mehr der Tod, den ich fürchte. Es ist der Weg dahin. „Die meisten von uns gehen von der Welt wie sie hier angekommen sind: schreiend und plärrend.“...
Du hast mich mit großgezogen. Hast meine Hausaufgaben überwacht, mit mir gespielt und mich fernsehen lassen. ... Es war für mich schon schwer genug zu akzeptieren, dass du alt wirst.
So jemanden wie dich habe ich doch sonst nicht.

Ich helfe doch auch gern und tue, was ich kann. Doch was ist, wenn ich mal nichts mehr machen kann? Außer vielleicht zusehen? Wenn du niemanden mehr erkennst? Werde ich genügend Zeit finden, wenn du nicht mehr alleine bleiben kannst? Werde ich genügend Kraft finden, dir dabei zuzusehen, wie deine Seele dich verlässt, noch bevor dein Körper Ruhe findet?
Ich will das alles nicht! Ich habe große Angst davor!
Es kommt trotzdem. Und auch wenn viele Menschen neben oder sogar vor und hinter mir stehen, bin ich mir nicht sicher, ob ich das schaffe. Auch nur daran zu denken, ist, als würde der Mond von einem Tag auf den anderen nicht mehr existieren.
Ach, würde das doch alles auf die alte Weise gehen. Du würdest irgendwann einfach einschlafen. Doch ich ahne, dass das Leben uns dieses Geschenk nicht machen wird. Oder ist es der Tod?
Ich muss Kraft finden, dir beizustehen, es dir leichter zu machen…
Und dann, wenn es Nacht ist, bin ich wieder das kleine, weinende Mädchen. Nachts, wenn die Angst mich übermannt…

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